Oberösterreichische Nachrichten vom 01.10.2016, S. 4
Entscheidung, ob rechtsgerichteter Kongress in Linz stattfinden kann, dürfte kommende Woche fallen
Linz. “Der erste österreichische Kongress gegen die ethnokulturelle Verdrängung der europäischen Völker. Eine Leistungsschau der patriotischen, identitären und konservativen Arbeit im publizistischen, kulturschaffenden sowie politischen Bereich.”
Mit diesen Worten wird im Internet für den Kongress “Verteidiger Europas” am 29. Oktober in Linz geworben. Er soll in den ehrwürdigen Redoutensälen des Landes über die Bühne gehen. Teilnehmer an der Veranstaltung, die als “Europäisches Forum Linz” bezeichnet wird, sind Organisationen, die man zur so genannten “Neuen Rechten” in Europa zählt. Zu den Ausstellern zählen unter anderem das Magazin “Blaue Narzisse” oder Zeitschriften mit Titeln wie “Compact”, “Sezession” oder “Neue Ordnung”. Was alles ziemlich harmlos klingt. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) nennt die geplante Versammlung hingegen ein “internationales Treffen rechtsextremer Abendlandretter”. Angekündigt ist auch die “Identitäre Bewegung”, deren Vertreter heuer bereits Theatervorführungen gestürmt haben.
SPÖ und Grüne machen daher gegen den Kongress mobil und fordern, dass das Land die Mietverträge mit den Veranstaltern kündigen muss. “Es ist undenkbar, dass Oberösterreich seine Repräsentationsräume für solch eine Veranstaltung zur Verfügung stellt”, sagt Grünen-Landesrat Rudi Anschober. Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) lässt die Sache durch den Verfassungsschutz prüfen. Kommende Woche wird dessen Einschätzung erwartet. In Innsbruck und zuletzt in Köln mussten die Veranstalter absagen, weil die Mietverträge gekündigt worden waren.
Zu Partnern des Kongresses, bei dem auch FP-Generalsekretär Herbert Kickl als Referent angekündigt ist, zählen das in Linz erscheinende Blatt “Info Direkt” und die vom früheren Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf ins Leben gerufene FP-nahe Webplattform unzensuriert.at. “Info Direkt”-Obmann ist Karl Winkler, Vorsitzender der laut DÖW rechtsextremen Österreichischen Landsmannschaft – Landesgruppe Oberösterreich.
Journalisten sind beim Kongress übrigens nicht erwünscht. Den Teilnehmern wird versichert, dass sie von “Vertretern der Lügenpresse unbehelligt bleiben werden”.